Versöhnen und Verzeihen mit einem Verstorbenen
Eine, von mir in ihrer Trauerphase begleitete junge Frau, die sehr unter dem Verlust Ihres gerade erst verstorbenen Ehemannes litt, berichtete mir unter Tränen dass ihr Mann, nach einem Streit den sie beide miteinander hatten und der eskaliert ist, wutentbrannt die Wohnung verlassen hatte und sie ihn mit dem Auto wegfahren sah. Das war das letzte was sie von ihm wahrnahm.
Der Streit der durch Missverständnisse bei ihnen beiden eine so große Wut erzeugte, dass böse Worte gefallen sind, die sie gerne rückgängig machen würde, legte sich wie ein dunkler schwerer Schatten über sie.
Sie fühlte sich gefangen in der Erinnerung und der schmerzlichen Erkenntnis, dass sie keine Gelegenheit mehr hatte, diese zurück zu nehmen.
Sie hätte ihm so gerne noch so viel gesagt.
Als die Polizisten, spät am Abend, vor ihrer Türe standen und ihr die Nachricht von dem tragischen Unfall überbrachten, den ihr Mann leider nicht überlebte, blieb für sie die Welt stehen. Plötzlich umgab sie eine unheimliche Stille. Sie fühlte sich ohnmächtig, gefangen in einem Strudel aus unendlicher Trauer und Schuld.
In ihrem Schmerz offenbarte sie mir ihre Gedanken und Wahrnehmungen, die ihre große Angst machten und die sie bisher gegenüber niemanden geäußert hatte. Dachte sie doch, dass sie ihren Verstand verloren hätte.
Die Wahrnehmung, die sie hatte, „mein Mann ist bei mir“, wirkte so sehr verwirrend und beängstigend auf sie ein, dass sie sich dagegen mit aller Kraft wehrte, was ihre Verzweiflung noch verstärkte.
Doch als sie den Mut fand, sich zu öffnen, über all die vielen schmerzhaften, traurigen Emotionen zu reden, brach es aus ihr heraus. Sie konnte es nicht mehr verhindern und lies all ihren Wahrnehmungen freien Lauf. Plötzlich hatte sie eine Verbindung zu ihrem verstorbenen Mann und sprach mit ihm, als wäre er noch an ihrer Seite. Sie lies es zu, dass er ihr seine Empfindung von Verlust, und seinen Schmerz über das Geschehene verständlich machen konnte. Er bat sie um Verzeihung, und nahm ihr somit die schwere Last des sich schuldig Fühlens. Während diesem telepathischen Zwiegespräch spürte ich als Mitanwesender die tiefen, sehr belastenden Emotionen beider Seiten.
All der Schmerz, die Trauer, die Schuldgefühle hatte sie bisher nur auf sich selbst bezogen. Sie konnte sich nicht öffnen, für die gleiche schwere Last, die ihr verstorbener Mann als Geist-Wesen mitnahm und sich nun versuchte, mit ihr, auf einer anderen Ebene zu versöhnen…
Sie hatte alles getan, um die telepathische Wahrnehmung von ihm zu unterdrücken. Dies jedoch trieb sie in eine immer größer werdende Verzweiflung und eine immer schwerer wiegenden Schuld.
Nachdem sie den Weg telepathisch zu ihm, seinen Empfindungen und Bitten um Verzeihung annehmen konnte, und sie ihm auch ihren Schmerz mitteilen konnte, und alles was sie ihm noch so gerne wissen lassen wollte, jetzt telepathisch mitteilen konnte, in dem Moment erlebte sie eine kathartische Befreiung .
Dieser Schmerz, den sie so sehr verdrängt hatte, der Verlust und ihre Schuldgefühle, brach aus ihr heraus und jetzt begann der Prozess des Loslassens, des Verstehens und des Vergebens. Sowohl für sich selbst, als auch für ihren Mann. Diese tiefen Empfindungen, die sie das erste Mal auch von seitens ihres verstorbenen Mannes zugelassen hatte und sich darauf eingelassen hatte, waren ein sehr wichtiger Schritt in Richtung Heilung.
Sie litt noch immer unter dem Verlust Ihres Mannes, doch hatte sie inneren Frieden gefunden, und es war für sie leichter, mit der Trauer umzugehen.
Einige Tage nach der Beisetzung berichtete sie mir, dass sie es so empfinde, dass ihr Mann immer wieder mal „bei ihr vorbeischaue“ um sich davon zu überzeugen, dass es ihr soweit gut ging. Diese „Besuche“ empfand sie als sehr beruhigend und sie berichtete, dass sie auch immer wieder mit ihrem verstorbenen Mann ein „lautloses“ Zwiegespräch führe, was ihr innerlichen Frieden gebe.
Heute 1 Jahr nach dem tragischen Unfall, hat sie gelernt, mit dem Verlust umzugehen und ihr Leben neu geordnet. Die „Besuche“ von ihrem verstorbenen Mann und die Zwiegespräche finden nicht mehr statt. Sie hat jetzt für sich die Gewissheit, dass er als ihr Schutzengel über sie wacht.
Viele Trauernde belastet der Schmerz, dass sie den Verstorbenen so gerne noch etwas sagen wollten, oder um Verzeihung bitten wollten, und jetzt glauben, dass es keine Möglichkeit mehr dafür gibt.
Es ist möglich, mit ihren Liebsten, auch nach dem körperlichen Tod, Kontakt aufzunehmen. Hören Sie auf Ihr Herz und folgen Sie und vertrauen Sie Ihren Wahrnehmungen. Ein stilles Zwiegespräch bringt sehr viel mehr Frieden für beide, für den Verstorbenen und für die Hinterbliebenen